Valentino: Steirer-Eis wird 15 Jahre alt

Valentino Speiseeis in Deutschlandsberg verkauft seine Produkte nicht nur im eigenen Eissalon, sondern bedient auch über 700 Gastronomiekunden. Für die Handelskette Spar sowie für mehrere nationale und internationale Marken werden Eisbecher produziert.
Familie Halbbauer in der Eisproduktion
Gründung: 2006
Firmensitz: Deutschlandsberg
Beschäftigte: 25

Es war eine Gesetzesänderung, die Valentino den Weg zum Erfolg ebnete. 2006 übernahmen mehrere Gesellschafter eine kleine Eismanufaktur in Deutschlandsberg, die kurz vor der Schließung stand. Zu diesem Zeitpunkt waren zahlreiche Bäckereien und Konditoreien, die bis zu diesem Zeitpunkt selbst Eis in ihrer Backstube hergestellt hatten, auf der Suche nach einem qualitativ hochwertigen Produkt für ihre Vitrinen. Grund dafür war die neue EU-Allergenverordnung, die einen eigenen Raum für die Herstellung von Eis vorschrieb. Da die neuen Regelungen nicht für jeden umsetzbar waren, gewann das junge Valentino Speiseeis schnell an Kunden.

Heute stellt das Unternehmen, das seit 2013 im privaten Besitz der Familie Halbauer ist, 30 Millionen Eiskugeln pro Jahr her, beschäftigt 25 GanzjahresmitarbeiterInnen und liefert seine Produkte in mittlerweile zehn europäische Länder. Selbst im Land des Gelato schätzt man das steirische Eis mit dem italienischen Namen. „Bei einem Großhändler in Italien hat es eine Blindverkostung gegeben, da waren lokale Hersteller und wir dabei. Wir haben gewonnen“, freut sich Wolfgang Halbauer, der bei Valentino die Verantwortung für Einkauf, Verkauf und Marketing trägt.

Rohstoff macht den Unterschied

Seit 2011 füllt Valentino auch die Tiefkühltruhen in Supermärkten; mehrere Spar-Marken wie „Premium“, „Veggie“, „Frozen-Yogurt“ oder „Eissalon“ kommen aus der weststeirischen Eismaschine. „Spar war auf der Suche nach einem österreichischen Eismacher. So ist die Zusammenarbeit entstanden, die nach wie vor gute Früchte trägt“, erzählt Halbauer. Und auch wenn für das Supermarkt-Eis nicht dieselben Rezepte verwendet werden können wie für die Produkte im hauseigenen Eissalon, bleiben die hochwertigen Rohstoffe dieselben.

Insgesamt werden 150 verschiedene Eissorten produziert, darunter veganes, laktosefreies und Bio-Eis. Klassiker wie Schokolade und Vanille erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit; veganes Eis ist seit einigen Jahren vor allem in den Städten auf dem Vormarsch.

Seit 2012 können Eis-Affine sich auch selbst ein Bild von der Arbeit von Valentino Speiseeis machen. Die „Erlebniswelt Eis“, Teil der Initiative Erlebniswelt Wirtschaft, ist die erste „gläserne Eismanufaktur“ Europas, in der Interessierte die Produktion beobachten und sich über die Geschichte und die unterschiedlichen Herstellungsmethoden informieren können. Dabei geht es nicht allein um das Erlebnis, sondern vor allem um Transparenz: „Der Konsument will immer mehr wissen: Wo etwas herkommt, wie etwas gemacht wird und aus welchen Rohstoffen“, sagt Halbauer.

Allgemein kann Wolfgang Halbauer zwei gegensätzliche Trends im Eis-Universum ausmachen: Besonders billige Massenware steht qualitativ hochwertigen Produkten gegenüber, dazwischen gibt es wenig. Für Valentino steht es außer Frage, weiterhin dem Weg der Qualität zu folgen, trotz wachsender Mengen. „Unsere Intention ist es, handwerkliche Qualität mit Industriemaschinen abfüllen“, erklärt Halbauer. Dadurch nimmt Valentino in Kauf, nicht unbegrenzt viel Eis produzieren zu können: Werden die Tanks zu groß, entmischt sich die Eismasse, feste Bestandteile sinken ab, Fett schwimmt an der Oberfläche und eine Produktion ist nicht mehr möglich.

David gegen Goliath

Als verhältnismäßig kleiner Eisproduzent genießt die Manufaktur allerdings auch den Vorteil, innovativer und flexibler arbeiten zu können als internationale Konzerne. 2012 brachte Valentino Frozen Yogurt im Haushaltsbecher für Spar auf den Markt. Erst zwei Jahre später zogen die weltgrößten Lebensmittelkonzerne Nestlé und Unilever nach. Die Riesen mussten ihre Produkte längst wieder einstellen, die Qualität konnte nicht überzeugen. Das Valentino-Frozen Yogurt steht aber nach wie vor im Tiefkühlregal.

Staunen Sie über die steirische Schaffenskraft!

Erlebniswelt Wirtschaft als Ausflugsziel