I-DI GmbH: Nischenprodukt mit milliardenschwerem Weltmarkt
„Das Unternehmen ist eigentlich aus unserer Schallplattensammlung entstanden“, verweist Christian Mathans retrospektiv an das Jahr 1996, als er sich mit seinem Geschäftspartner Tino Kopanakis selbstständig machte. „Musik war und ist unsere Leidenschaft. Ich hatte als 15-Jähriger schon 20.000 LPs.“ Was als kleiner Tonträger-Shop in der Grazer Innenstadt startete, ist heute ein One-Stop-Shop für Vinyl-Fans mit 80 Beschäftigten. „In den 90ern wurde die Schallplatte gerade für tot erklärt. Wir haben antizyklisch daran festgehalten und immer an ihren Marktwert geglaubt.“
Explosion auf das Zwölffache
Über zwei Jahrzehnte bauten die Gründer einen Medien-Großhandel mit Bild- und Tonträgern sowie eine erweiterte E-Commerce-Schiene auf. Parallel zeichnete sich die Trendwende am Schallplattenmarkt ab: In Großbritannien etwa, einem der wichtigsten Musikmärkte weltweit, hat sich der Absatz in acht Jahren verzwölffacht: Gingen im Jahr 2012 noch 400.000 LPs über den Ladentisch, so waren es im Jahr 2020 unglaubliche 4,8 Millionen Stück. „Der Boom ist ein Wahnsinn und betrifft nicht etwa nur Menschen über 40, wie man vielleicht annehmen würde, sondern auch die junge Generation.“
Audio Anatomy: Das Rundherum wird zum Geschäft
In den letzten Jahren entwickelten sich die Albumcovers zur eigenen Kunstform, kommen in 3D-, Ball-Form oder mit Reißverschluss daher und enthalten Gadgets wie T-Shirts, Sticker, Briefmarken. „Plattenhüllen werden bereits separat als Wertgegenstände gehandelt.“ Plattenspieler haben Technologiesprünge hingelegt und wechseln auf Musikmessen wie der Münchner High End um sechsstellige Beträge den Besitzer. Und auch Accessoires und Pflegezubehör sind steigend nachgefragt – Anlass für die Seiersberger Eigenmarke Audio Anatomy Accessoires. Das Portfolio: Überwiegend europäische Herstellung von über 60 Zubehör-Produkten mit Kunden von Moskau über Abu Dhabi bis nach New York.
Second Records: Limitiert und rar
„Musik war und ist unsere Leidenschaft. Ich hatte als 15-Jähriger schon 20.000 LPs.“Christian Mathans
Um der Nachfrage gerecht zu werden und die Wertschöpfung im Unternehmen zu halten, erweitern Mathans und Kopanakis erneut das Portfolio. Zur Firmenholding gehört nun auch das hauseigene Plattenlabel Second Records. Der Schwerpunkt liegt auf limitierten, färbigen, optisch und klanglich hochwertigen Deluxe-Neuauflagen, vorwiegend rare Live-Mitschnitte von Rockgrößen ab den 1960ern. Ab September werden monatlich 10 Releases in verschiedenen Deluxe Auflagen veröffentlich. „In weiterer Folge werden wir über Second Records aufstrebende Artists weltweit releasen“, erklärt Mathans.
Takt Direct: hauseigene Plattenpresswerke
Corona entschleunigte den Alltag, lenkte den Blick der Konsumentinnen und Konsumenten auf Nachhaltiges und befeuerte so den Verkauf. „Anfang des Jahres 2019 hatten wir eine Lieferzeit von 8 Wochen. Bis zum Frühjahr 2021 waren es bereits 8 Monate!“. Unter dem Firmennamen Takt Direct betreiben die Unternehmer deshalb ein Presswerk in England und sind an einem weiteren in Polen beteiligt. Kapazität: 20.000 Platten pro Tag. Ab Herbst 2021 will das Duo rund 5 Millionen LPs im Jahr sowohl für Indie wie auch Major Labels produzieren.
USA, Russland, Norwegen
Wichtige Märkte sind die USA, Großbritannien, Europa und Asien. Das Unternehmenswachstum stabilisierte bei zirka 30 Prozent jährlich. Auf ihrem Weg vertrauten Christian Mathans und Konstantinos Kopanakis bereits wiederholt auf die Zusammenarbeit mit der Steirischen Wirtschaftsförderung. 2021 investierte die SFG in der Finanzierungsaktion Stille Beteiligung KMU erneut in die Innovationsprojekte. Die Unternehmer sind optimistisch: „Vinyl ist ein Nischenprodukt – mit einem milliardenschweren Weltmarkt.“
Sigrid Gaisch-Faustmann