„Derzeit sind wir österreichweit die Einzigen. Das wird nicht so bleiben. Es ist ein rasant wachsender Markt – die Konkurrenz wächst also auch“, skizziert Unternehmensgründer Max Hofer seine aktuelle Pionierrolle. Der Telematiker verfügt über jahrzehntelange internationale Erfahrung in der E-Batterieentwicklung und war u. a. für den südkoreanischen Konzern Samsung tätig. „Dabei konnte ich mir ein sehr gutes Netzwerk aufbauen, dass mir heute sehr nützt.“ Dass er sich vor eineinhalb Jahren selbstständig gemacht hat, liegt einerseits an einer Marktlücke, andererseits an seinem Familienstand. „Ab einem gewissen Zeitpunkt lagen die interessanten beruflichen Möglichkeiten alle im Ausland, etwa in Korea. Mit vier Kindern kam das für mich aber nicht in Frage. Da habe ich mich gefragt: Was wird am Standort gebraucht?“
Hochwasser, Unfälle, Brand
Hofer gründete das Green Testing Lab im Ökopark Hartberg – das einzige Unternehmen dieser Art bundesweit. Kerngeschäft: das sogenannte „Abusive Testing“. „Wir untersuchen, wie sich E-Auto-Batterien bei Unfällen, Hochwasser, Temperaturschwankungen, unter Druck oder Spannung verhalten.“

In automatisierten Testzyklen werden die Batterien extremen Verhältnissen ausgesetzt und auf ihre Stabilität bzw. Sicherheit unter diesen Umständen geprüft. Dabei kommen unterschiedlichste Sensoren und Spezialkameras zum Einsatz, die die einzelnen Test-Schritte minutiös dokumentieren. Im Schadensfall wird die Batterie zerlegt und fotografiert. „Es reicht ja nicht, zu sagen: Das System ist dicht oder undicht. Wenn es undicht ist, wollen wir wissen, wann, wo und warum der Fehler passiert.“ Fallweise begleitet das Green Testing Lab seine Kunden über mehrere Forschungszyklen bis zur Serienreife.
Standortplus
Das regionale Testlabor ist ein Plus für den gesamten Wirtschaftsstandort, nicht zuletzt für die Elektromibilitäts-Branche in Graz. „Die Firmen verfügen zwar über eigene kleine Testeinheiten. Für umfassende Evaluierungen mussten die Kunden aber nach Deutschland fliegen.“
Der Gründungszeitpunkt kurz vor dem ersten Corona-Lockdown war ein herausfordernder: „Wie haben quasi mit einer Flaute angefangen, die Zeit aber für den Firmen-Aufbau genützt,“ erklärt Hofer. Die Prüfstände sind eine Eigenentwicklung, die nicht zuletzt mithilfe von SFG-Programmen realisiert wurde. „Die Innovationsförderung hat uns den Prototypenbau ermöglicht und die Zusammenarbeit mit der TU und dem Kompetenzzentrum Virtual Vehicle unterstützt – gerade für kleine Betriebe wie uns ein echter Mehrwert.“
Region der Fachkräfte
Aktuell plant Hofer, den Standort auf 10.000 Quadratmeter auszubauen. Mittelfristig bis zu 20 Beschäftigte anstellen: „Hartberg ist eine sehr gute Region, um Fachkräfte zu finden. Diese ersparen sich ihrerseits ein Pendeln nach Graz oder Wien, wenn sie hier einen Arbeitsplatz finden.“ Das Marktsegment erfordert von den MitarbeiterInnen ein hochspezifisches Know-how und Weiterbildung. Ist der Arbeitsalltag gefährlich? „Im Grunde nicht, denn die Tests laufen vollautomatisiert ab. Trotzdem heißt es, wachsam zu bleiben. Man darf nie den Respekt verlieren.“
Sigrid Gaisch-Faustmann