Green Testing Lab: „Man darf nie den Respekt verlieren.“

Im Coronajahr 2020 gründetet Max Hofer im Ökopark Hartberg das bis dato einzige Testlabor für Batterien im E-Automotive-Bereich. Die SFG hat den Firmenaufbau begleitet.
Automotive F&E Green Tech
Gründung: 2020
Beschäftigte: 4
Standort: Gewerbepark Greinbach Ost

„Derzeit sind wir österreichweit die Einzigen. Das wird nicht so bleiben. Es ist ein rasant wachsender Markt – die Konkurrenz wächst also auch“, skizziert Unternehmensgründer Max Hofer seine aktuelle Pionierrolle. Der Telematiker verfügt über jahrzehntelange internationale Erfahrung in der E-Batterieentwicklung und war u. a. für den südkoreanischen Konzern Samsung tätig. „Dabei konnte ich mir ein sehr gutes Netzwerk aufbauen, dass mir heute sehr nützt.“ Dass er sich vor eineinhalb Jahren selbstständig gemacht hat, liegt einerseits an einer Marktlücke, andererseits an seinem Familienstand. „Ab einem gewissen Zeitpunkt lagen die interessanten beruflichen Möglichkeiten alle im Ausland, etwa in Korea. Mit vier Kindern kam das für mich aber nicht in Frage. Da habe ich mich gefragt: Was wird am Standort gebraucht?“

Hochwasser, Unfälle, Brand

Hofer gründete das Green Testing Lab im Ökopark Hartberg – das einzige Unternehmen dieser Art bundesweit. Kerngeschäft: das sogenannte „Abusive Testing“. „Wir untersuchen, wie sich E-Auto-Batterien bei Unfällen, Hochwasser, Temperaturschwankungen, unter Druck oder Spannung verhalten.“

In automatisierten Testzyklen werden die Batterien extremen Verhältnissen ausgesetzt und auf ihre Stabilität bzw. Sicherheit unter diesen Umständen geprüft. Dabei kommen unterschiedlichste Sensoren und Spezialkameras zum Einsatz, die die einzelnen Test-Schritte minutiös dokumentieren. Im Schadensfall wird die Batterie zerlegt und fotografiert. „Es reicht ja nicht, zu sagen: Das System ist dicht oder undicht. Wenn es undicht ist, wollen wir wissen, wann, wo und warum der Fehler passiert.“ Fallweise begleitet das Green Testing Lab seine Kunden über mehrere Forschungszyklen bis zur Serienreife.

Standortplus

Das regionale Testlabor ist ein Plus für den gesamten Wirtschaftsstandort, nicht zuletzt für die Elektromibilitäts-Branche in Graz. „Die Firmen verfügen zwar über eigene kleine Testeinheiten. Für umfassende Evaluierungen mussten die Kunden aber nach Deutschland fliegen.“

Der Gründungszeitpunkt kurz vor dem ersten Corona-Lockdown war ein herausfordernder: „Wie haben quasi mit einer Flaute angefangen, die Zeit aber für den Firmen-Aufbau genützt,“ erklärt Hofer. Die Prüfstände sind eine Eigenentwicklung, die nicht zuletzt mithilfe von SFG-Programmen realisiert wurde. „Die Innovationsförderung hat uns den Prototypenbau ermöglicht und die Zusammenarbeit mit der TU und dem Kompetenzzentrum Virtual Vehicle unterstützt – gerade für kleine Betriebe wie uns ein echter Mehrwert.“

Region der Fachkräfte

Aktuell plant Hofer, den Standort auf 10.000 Quadratmeter auszubauen. Mittelfristig bis zu 20 Beschäftigte anstellen: „Hartberg ist eine sehr gute Region, um Fachkräfte zu finden. Diese ersparen sich ihrerseits ein Pendeln nach Graz oder Wien, wenn sie hier einen Arbeitsplatz finden.“ Das Marktsegment erfordert von den MitarbeiterInnen ein hochspezifisches Know-how und Weiterbildung. Ist der Arbeitsalltag gefährlich? „Im Grunde nicht, denn die Tests laufen vollautomatisiert ab. Trotzdem heißt es, wachsam zu bleiben. Man darf nie den Respekt verlieren.“

Unternehmen gründen – Sie starten, wir zahlen.

Start!Klar

Aus der EU-REKA-Serie: 4 Fragen an Max Hofer

COVID-19 hat das Arbeits- und Geschäftsleben völlig auf den Kopf gestellt. Viele Menschen haben deshalb den Schritt in die Selbstständigkeit gewählt. EU-REKA begleitet Personen am Weg ihrer Gründung in Form von Guidelines und Veranstaltungen. Die Inputs entstehen auf der europäischen Bühne des Projektkonsortiums. Gemeinsam werden internationale Best-Practices zu Hilfestellungen für regionale Gründerinnen und Gründer.

Was war Ihr „Schlüsselmoment“, in dem Sie beschlossen, sich selbstständig zu machen?

Das Thema das wir behandeln war zu jener Zeit nicht besetzt. Hier musste jemand her, der dies in Zukunft macht.

Was war für Sie die größte Corona-Hürde im Gründungsprozess?

Alle bereits akquirierten Projekte wurden von den Kunden zurückgezogen.

Was würden Sie Ihrem damaligen Gründungs-Ich aus heutiger Sicht raten?

Keine vereinfachte Gründung durchführen, diese von Fachleuten durchführen lassen.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Fähigkeiten eines/r Selbstständigen?

Der Umgang mit finanzrelevanten Zahlen.