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16. September 2025

US-Zölle erfordern jetzt mehr steirische Breite im Export

Das Internationalisierungscenter Steiermark ist 20 Jahre alt: Vor dem Hintergrund der US-Zölle sieht man die Chance, neue Exportmärkte zu erschließen.
Karl Hartleb, Josef Herk, Willibald Ehrenhöfer, Daniela Guss, Alfred Marchler
Karl Hartleb, Josef Herk, Willibald Ehrenhöfer, Daniela Guss, Alfred Marchler

Wie wichtig der Export für die steirische Wirtschaft ist, verdeutlicht vor allem eine Zahl: Jeder zweite Euro, der in der Steiermark erwirtschaftet wird, kommt von der Außenwirtschaft. Der Motor stottert angesichts bekannter Herausforderungen und US-Zollhürden, Grund zur Freude gibt es dennoch: Das Internationalisierungscenter (ICS) Steiermark feiert das 20-jährige Bestehen. „Das heutige Umfeld ist ein ganz anderes als bei der Gründung 2005“, sagt der aktuelle Geschäftsführer Karl Hartleb. Im Gründungsjahr lag das steirische Exportvolumen bei 13,2 Milliarden, aktuell beträgt es 28,2 Milliarden. In diesem Zeitraum wurde der Handelsbilanzüberschuss um 53 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro ausgebaut. Der Haken – drei Milliarden Euro dieses Überschusses entfallen auf die Handelsbeziehungen mit den USA.

Neue Märkte von Indien bis Afrika

Das ICS, getragen vom Land Steiermark, der Wirtschaftskammer (WK) und der Industriellenvereinigung (IV), ist dazu da, mehr Unternehmen zum Export zu motivieren und sie dabei zu begleiten. Dass die USA mit Zöllen und Beschränkungen das Welthandelssystem aushebeln, zwingt zu Maßnahmen. Wirtschaftslandesrat Willibald Ehrenhöfer und ICS-Chef Hartleb sehen die Chance und Notwendigkeit, den steirischen Export breiter aufzustellen und neue Märkte zu erschließen. Dazu zählen der arabische Raum, Indien, Südamerika, nicht zuletzt auch Afrika. Der Kontinent benötige Infrastruktur und biete zugleich Zugang zu kritischen Rohstoffen, betont Alfred Marchler, Chef des Anlagenbauers Zeta und Vizepräsident der steirischen IV.

„Die EU hat mit 19 afrikanischen Staaten aufrechte Handelsabkommen, mit weiteren 18 sind sie ausverhandelt, aber noch nicht beschlossen. Wir müssen offen sein gegenüber Märkten“, sagt Marchler und pocht zudem auf das Handelsabkommen mit Südamerika, Mercosur. Es befindet sich auf EU-Ebene in der finalen Abstimmung, das Parlament und der Rat der EU-Länder müssen noch zustimmen. Marchler sieht in dem Abkommen, so es in Kraft tritt, einen „Gamechanger“.

Wettlauf um Fachkräfte

Ein weiterer großer Schwerpunkt für das ICS in den kommenden Jahren wird das Werben um Fachkräfte im Ausland sein. WK-Präsident Josef Herk verweist auf österreichweit 400.000 fehlende Fachkräfte bis 2030. „Wir befinden uns hier in einem weltweiten Wettlauf mit anderen Nationen“, unterstreicht Hartleb. Marchler kritisiert in dem Zusammenhang, dass die Rot-Weiß-Rot-Card in Österreich „noch immer zu kompliziert“ sei und dass es etwa an Kinderbetreuung fehle. „In den vergangenen zehn Jahren haben 170.000 Arbeitskräfte Österreich wieder verlassen.“

Der Artikel erschien am 15. September 2025 in der Kleinen Zeitung.