Tyromotion: „Unsere Arbeit ist unheimlich spannend. Ein cooles Thema.“

Vom technologieorientierten Startup zum Med-Tech-Mittelbetrieb mit 97 Prozent Exportquote: Das sind 15 Jahre Unternehmensgeschichte von Tyromotion. Die SFG war über weite Strecken als Förderungs- und Finanzierungspartner dabei.
Export F&E Health-Tech
Tyromotion
Gründung: 2007
Sitz: Graz, Zweigstellen in Deutschland und den USA
Geschäftsbereich: Komplettlösungen für die robotik- und computergestützte Rehabilitation
Mitarbeiter*innen: 87
Exportquote: 97 Prozent

Anfang der Nullerjahre. Die Idee kommt direkt aus der Praxis der Neuro-Rehabilitation in Judendorf-Straßengel: Man müsste einen Roboter bauen, der Patienten beim Wiedererlernen von Handbewegungen hilft. Alexander Kollreiders Interesse als Techniker ist geweckt. Gemeinsam mit David Ram entwickelt er 2006 den ersten Prototypen. Dann die Überlegung: Machen wir weiter und gründen ein Unternehmen?

„Unsere Arbeit hat ein cooles Thema. Wir sehen die unmittelbare Anwendung, den Sinn und Zweck. Das ist selten im technischen Bereich.“
Alexander Kollreider, CTO Tyromotion

Aufnahme im Science Park, Produktion aufbauen und medizintechnische Zulassung für das Gerät erwerben. Eine Reihe von Premieren: Erste Finanzierungen der aws und Venture Capital der SFG. Aufnahme der ersten Mitarbeiter aus den Bereichen Maschinenbau, Elektronik, Softwareentwicklung, Medizintechnik. Auf der Düsseldorfer Fachmesse Medica Kontakte zum ersten Vertriebspartner knüpfen: Er kommt nicht wie erwartet aus Mitteleuropa, sondern aus Mexiko. „Es war unheimlich spannend“, erinnert sich Alexander Kollreider. „Es gab jedes Jahr ein neues Thema, eine neue Aufgabe.“

Tyromotion

Mozart und Maradonna

Schnell wird klar: Ein Gerät reicht nicht. Es ist sowohl therapeutisch, als auch unternehmerisch notwendig, das Produktportfolio auszuweiten. „Die klassischen Kunden sind größere Reha-Zentren. Sie wollen Komplettpakete, nicht einzelne Geräte.“ Dem Hand-Therapiegerät „Amadeo“ (in Anlehnung an das virtuose Klavierspiel von W. Amadeus) folgen der Armsensor „Pablo“ (nach Picasso), der Seilroboter „Diego“ (in Anspielung auf Maradonnas Handtor bei der Fußball-WM 1986). Heute deckt Tyromotion die gesamte Ober- und Unterkörpertherapie ab und verkauft die All-in-one-Lösungen: Geräte mit maßgeschneiderter Software (Eigenentwicklung) verbunden samt Therapiekonzept und Schulung. „In dieser Form bietet das derzeit weltweit kein anderes Unternehmen an.“

Investoren

Parallel investiert Tyromotion viel in den Vertrieb und baut ein internationales Netzwerk an Händlern auf. Weitere Finanzierungspartner – darunter die deutsche Gesellschaft für Beteiligungsmanagement SHS – kommen an Bord. Ein wissenschaftlicher Beirat mit Forschern aus aller Welt beschäftigt sich mit den Anforderungen der unterschiedlichen Gesundheitssysteme. 97 Prozent Exportquote konzentrierten sich zuletzt auf Russland, Spanien, Deutschland und den USA. Bei Preisen zwischen 5.000 bis 200.000 Euro pro hat Tyromotion bisher über 3.700 Geräte an über 1.000 Kliniken weltweit verkauft. Und der Markt wächst. „Die Erfolgsfaktoren der Neuro-Rehabilitation sind Intensität, Dosis und Motivation. In allen drei Gebieten stellt die technologiegestützte Therapie einen Quantensprung dar.“ Animationen, Zielaufgaben und Spiele motivieren zusätzlich.

„Tyro Culture“

Bei den mehr als 85 Mitarbeitern des Mittelbetriebes entsteht Motivation indes ganz von selbst: „Unsere Arbeit hat ein cooles Thema. Wir sehen die unmittelbare Anwendung, denn Sinn und Zweck. Das ist selten im technischen Bereich.“ Fachkräftemangel ist derzeit deshalb kein Thema. Frauenquoten auch nicht: Die Hälfte der Führungspersonen sind weiblich. „Zufällig.“

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