S2 data & algorithms: Tetris spielen am LKW

Wie das Grazer Startup die Welt der Logistik auf den Kopf stellt und Millionen Tonnen CO2 einspart, indem es LKW-Leerfahrten den Kampf ansagt.
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Container von oben
Gründung: 2020
Unternehmenssitz: Graz
Beschäftigte: 10
SFG-Förderung: Start!Klar plus

Angefangen hat alles 2020, als Stefan Kremsner und Stefan Lendl, beide Mathematiker an der TU bzw. Karl Franzens-Universität Graz, von einem Zulieferunternehmen der Automobilbranche gefragt wurden, ob sie nicht bei einem Logistik-Problem in einem ungarischen Werk helfen könnten. Dieses Problem beschreibt Stefan Kremsner so: „Da gab es viele Disponenten, die mühsam mit Excel-Listen versuchten, den Transport von Teilen zu und vom Unternehmen effizienter zu organisieren. Aufgrund der Komplexität der Aufgabe kamen sie an irgendeinem Punkt einfach nicht mehr weiter. Wir haben dann versucht, als Mathematiker dieses Problem mit Hilfe eines Algorithmus zu lösen.“ Was dann folgte, war ein Jahr intensiver Tüftelei mit Hilfe der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG – und mit durchschlagendem Erfolg. Die Transportplanung des Unternehmens war optimiert und in den beiden Gründern reifte laut Stefan Kremsner eine Erkenntnis: „Wir erkannten, dass unsere Lösung des Problems universell einsetzbar war, weil es in vielen Unternehmen und Branchen genau die gleichen Herausforderungen gab.“

Vernetzung von Programmen

Es ist nicht so, dass es keine Tools zur Optimierung von Logistik gäbe, ganz im Gegenteil – es gibt Programme für Lagerhaltung, Tourenplanung, LKW-Beladung und viele andere Bereiche. Und genau hier liegt der Knackpunkt: alle diese Systeme arbeiten parallel und unabhängig voneinander, ohne miteinander zu kommunizieren.

"Es können etwa 30 Prozent des Transportaufwandes, bis zu 20 Prozent der CO2-Emissionen und über 50 Prozent der aktiven Planungszeit der Disponenten gespart werden.“
Stefan Kremsner, s2 data & algorithms

Das hat MasterScheduler von s2 data & algorithms, wie Stefan Kremsner und Stefan Lendl ihr Unternehmen genannt haben, nun geändert. „Unser flexibler Algorithmus verknüpft alle Schnittstellen der verschiedenen Systeme wie ein Puzzle miteinander und kann so bis zu sechs Wochen im Voraus die gesamte Transportlogistik des Unternehmens optimieren“, erklärt Stefan Kremsner. „Wir nehmen alle relevanten Faktoren und Informationen aus allen zur Verfügung stehenden Systemen und spielen damit quasi Tetris am LKW. So machen wir die LKWs voll, erreichen eine optimale Auslastung, sparen damit Fahrten und somit CO2.“

s2 data & algorithms, Algorithmus für optimale Logistik

Hört sich einfach und spielerisch an, ist es aber nicht. Hinter MasterScheduler steckt unglaublich viel mathematische Expertise, um ein hochkomplexes Logistik-Planungsproblem mit einem vernünftigen Aufwand an Rechenleistung zu lösen, der vor einigen Jahren noch gar nicht möglich oder zumindest nicht leistbar gewesen wäre. MasterScheduler kommt also genau zur richtigen Zeit. Stefan Kremsner: „Die Logistikbranche selbst steht vor immer größeren Herausforderungen, wie erhöhte Transportkosten durch steigende Treibstoffpreise, ein immer größer werdender Mangel an LKW-Fahrern, aber auch Lieferengpässe, etwa durch Blockaden von Containerhäfen wie in der Corona-Zeit.“ MasterScheduler lastet LKWs optimal aus und sorgt dafür, dass keine Fahrt umsonst ist. Er plant auch die optimalen Routen und Tankstopps ein und kann Materialengpässe vorhersehen, damit Bedarfe vorziehen und so die Lagerhaltung optimieren. Dass im MasterScheduler ein umfangreiches Analyse-Tool integriert ist, in dem man sieht, wie viele LKW-Fahrten, Geld und CO2-Emissionen eingespart wurden, muss hier schon fast nicht mehr erwähnt werden.

Für viele Branchen und Unternehmen

Der MasterScheduler wird mit Erfolg schon bei vielen Unternehmen der Automobil- und Logistikbranche weltweit eingesetzt. Magna oder Duvenbeck sind hier nur zwei der bekanntesten Beispiele. Die Reise von s2 data & algorithms geht gerade in Richtung anderer Branchen, wo auch dringend Optimierungsbedarf im Transportmanagement besteht, zum Beispiel im Handel oder produzierende Gewerbe. Wieviel MasterScheduler einspart, ist natürlich von jedem Einzelfall abhängig. „Grundsätzlich kann man sagen, dass etwa 30 Prozent des Transportaufwandes, bis zu 20 Prozent der CO2-Emissionen und über 50 Prozent der aktiven Planungszeit der Disponenten gespart werden kann“, weiß Stefan Kremsner. Das Angebot richtet sich übrigens nicht nur an große Unternehmen. „Mit unserer Live-Analyse können sich Unternehmen jeglicher Größe kostenlos ihr Einsparpotenzial von uns errechnen lassen.“ Ein Angebot, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

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