Lehre – der Grundstein zu Erfolg und Erfüllung im Beruf

Hannah Schober (20) und Sabrina Ritz (27) im Interview über ihre Beweggründe eine Lehre zu absolvieren, ihren beruflichen Werdegang, über Chancen und Entwicklungen, die durch ihre Ausbildung entstanden sind.

AHS-Absolventin Hannah Schober (20) absolviert eine Metalltechnikehre mit Schwerpunkt Maschinenbautechnik bei Magna Powertrain in Ilz.

Warum hast du dich entschieden, nach der Matura eine Lehre zu machen?

Ich bin ein zielstrebiger und ehrgeiziger Mensch, der sich schon immer für Technik und Handwerk interessiert hat. Mit 15 empfand ich mich noch als zu jung, um mich für einen konkreten Weg zu entscheiden, also habe ich die Schule fertiggemacht. Unterschiedliche Ferialjobs im technischen Bereich gaben mir über die Jahre gute Einblicke ins Unternehmens- und Arbeitsleben. Schnell habe ich gemerkt: Das ist voll Meines! Nun bin ich in der Abteilung Instandhaltung im 3. Metalltechniklehrjahr und es macht mir großen Spaß.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus, was sind deine Aufgaben?

Um sechs Uhr Früh ist Dienstbeginn. Unsere Aufgaben sind die Instandhaltung, die Wartung und Reparatur aller Produktionsmaschinen und Anlagen. Bei Störungen der Produktionsmaschinen führen wir dann die Reparaturarbeiten schnellstmöglich durch, um die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. In der Ausbildung bin ich jede Woche unterschiedlich zugeteilt, so lerne ich den gesamten Standort kennen, alle Maschinen und Anlagen. Mein Haupttätigkeitsbereich ist der mechanische Teil der Instandsetzung. Als Maschinenbautechnikerin zählen auch Dreh, Fräs- und Schweißarbeiten zu meinen Aufgaben.

Was gefällt dir am meisten?

Mir macht die Fehlersuche besonders viel Spaß, das Knifflige. Ich liebe die Herausforderung, einen Defekt möglichst rasch zu finden, damit die Produktion nicht so lange aufgehalten wird. Man steht natürlich unter Druck, muss aber trotzdem Ruhe bewahren.

Bist du als weiblicher Metalltechniklehrling eher die Ausnahme?

Lustigerweise sind wir am Standort mehrheitlich weibliche Metalltechniklehrlinge, jedoch sind unter den rund 50 Mitarbeitern der Instandhaltung nur vier Mitarbeiterinnen. Ich verstehe mich auch mit meinen Arbeits- und Lehrlingskollegen, egal ob männlich oder weiblich, sehr gut. Zudem bin ich Jungendvertrauensrätin, das ist eine Art Betriebsrat für Lehrlinge. Diese können sich mit Anliegen und Problemen an mich wenden und ich vermittle dann bzw. versuche, die Sache gemeinsam mit dem Betriebsrat zu lösen.

Wie hat eigentlich deine Umgebung reagiert auf die Nachricht, dass du nach der Matura nicht studierst, sondern einen Lehrberuf lernst?

Die meisten Menschen in meiner Umgebung fanden es gut und hatten es zum Teil schon kommen sehen, da ich eher praktisch als theoretisch veranlagt bin. Skurril war lediglich die Reaktion eines Vertretungslehrers in der Berufsschule: Der hat die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und mich gefragt, wieso ich mir als „Überqualifizierte“ eine Lehre „antue“… (lacht). Ich hatte aber den Eindruck, dass derjenige mit seiner eigenen Laufbahn irgendwie hadert und das einfach auf mich projiziert hat…

Was sagst du Jugendlichen, die mit dem Gedanken spielen, eine ähnliche Lehre anzutreten?

Ich würde ihr oder ihm sagen, dass technisches Interesse, handwerkliches Geschick, logisches Denken und einen guter „Draht“ zur Mathematik von Vorteil sind, wenn man eine derartige Ausbildung macht. Dass die Arbeit aber sehr vielseitig ist und die Methode „Learning by doing“ großen Spaß macht. Ich verdiene mein eigenes Geld und habe trotzdem viel Freizeit, das ist toll.

Wie geht es nach deiner LAP Anfang 2024 weiter?

Ich möchte auf jeden Fall im Betrieb bzw. in der Instandhaltung bleiben und vermutlich noch eine ergänzende Elektrotechniklehre machen. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Heute bin ich jedenfalls glücklich. Und mir stehen ja alle Wege offen!

Hannah Schober
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Weiterbildung mit Weitblick

Sabrina Ritz (27) begann ihre Laufbahn bei XAL vor zwölf Jahren als Lehrling zur Bürokauffrau. Sie blieb im Unternehmen und ist heute HR-Manager & Trainee Coordinator.

Erzähl uns bitte, wie dein beruflicher Weg begonnen hat.

Mir war sehr früh klar, dass ich nach Abschluss der Pflichtschule gleich ins Berufsleben einsteigen und eine Lehre machen möchte. Also habe ich mich für den Ausbildungsweg in der Praxis entschieden. Diesen Weg sind auch meine Eltern bereits erfolgreich gegangen. Ich habe mich gründlich informiert, welche Lehrberufe es gibt und viel „geschnuppert“ – vom Chemielabor über die Buchhaltung bis hin zum Büro. Im Büro hat es mir am besten gefallen. Als ich 2010 bei XAL als Lehrling in der Personalabteilung begonnen habe, war ich erst 15 und hatte von der Arbeitswelt noch relativ wenig Ahnung. Am Anfang war es daher schon herausfordernd für mich, aber ich habe jeden Tag viele neue Dinge dazugelernt. Ich bin mit meinen Aufgaben gewachsen und wurde gut unterstützt. Ich durfte bald selbstständig kleinere und größere Aufgaben im Bewerbungsmanagement und Lehrlingswesen übernehmen und hatte auch viele kleinere und größere Erfolgserlebnisse, auf die ich sehr stolz war.

Wann hast du erste Führungsverantwortung übernommen?

Sehr früh bekam ich die Chance, Verantwortung zu übernehmen. 2013 habe ich meine Lehre in der Personalabteilung abgeschlossen. 2014 bekam ich das Angebot, den Bereich der Lehrlingsausbildung zu übernehmen. Das war damals ein sehr großer Schritt für mich. Eine große Challenge, und zugleich eine große Chance, die ich natürlich ergriffen habe. Mit meinen 19 Jahren betreute ich rund 50 Lehrlinge in 14 verschiedenen Lehrberufen. Ich war sehr stolz, wieviel Vertrauen das Unternehmen in mich gesetzt hat. In den folgenden Jahren bin ich in das Thema hineingewachsen, ich wurde intern auch gut begleitet und immer unterstützt, ich habe mich u.a. am WIFI weitergebildet, habe Schulen und Messen besucht und das Wissen und die Erfahrungen regelrecht aufgesogen.

Was sind deine Aufgaben?

Als Lehrlingscoach unterstütze ich unsere Lehrlinge, wo ich nur kann, und kümmere mich um alle Belange der Lehrausbildung: das fängt beim Recruiting der neuen Lehrlinge an, geht über die gesamte Organisation wie Lehrverträge, Berufsschule, neue Lehrberufe, Auslandspraktika und Lehrlingsprojekte bis hin zur Lehrlingsentwicklung und Weiterbildungen. Ich fungiere als Vertrauensperson und Ansprechpartnerin sowohl für die Lehrlinge als auch unsere AusbilderInnen und Führungskräfte. Ich betreue weiters Kooperationen mit Schulen, LehreIinnen, Eltern und anderen Unternehmen und mache Firmenführungen. Derzeit mache ich zudem gerade meine Matura nach.

Wie schwierig ist es, gute Lehrlinge zu bekommen? Was tut XAL dafür?

Das kommt ein wenig auf den Lehrberuf an. In technisch-handwerklichen Lehrberufen wie Elektrotechnik, Prozess- oder Metalltechnik ist es derzeit bei weitem schwieriger, gute BewerberInnen zu finden. In anderen Bereichen wie Medienfachmann/frau oder Bürokaufmann/frau haben wir weiterhin sehr großen Zulauf. Wir legen viel Wert auf eine qualitativ hochwertige Lehrausbildung und einen wertschätzenden Umgang mit unseren Lehrlingen. Das sind die zwei Grundpfeiler, um ein guter Lehrbetrieb zu sein. Wir kooperieren eng mit Schulen, LehrerInnen und Eltern, sind auf Messen und Events vertreten und sprechen Jugendliche auf zahlreichen Kanälen an, sowohl online als auch offline. Im Frühjahr 2023 laden wir Jugendliche und deren Familien wieder zu unserem Tag der offenen Tür ins Unternehmen ein, stellen uns und unsere Lehrberufe vor und bieten sozusagen Lehre „zum Begreifen“ an.

Woran liegt es deiner Meinung, dass Lehrberufe zu Mangelberufen werden?

Zum einen liegt es an der demographischen Entwicklung, d.h. es gibt insgesamt weniger Jugendliche, die eine Ausbildung suchen. Zum anderen haben viele immer noch ein völlig veraltetes Bild von der Lehre. Einige Lehrberufe haben anscheinend den Ruf, weniger „cool“ zu sein – völlig zu Unrecht: es sind hochmoderne Berufe, in denen die Jugendlichen viel Hightech-Knowhow bekommen, mit modernsten Maschinen arbeiten und sich automatisierter Prozesse und Robotikunterstützung bedienen. Natürlich lernt ein/e MetalltechnikerIn auch, das Material mechanisch zu bearbeiten. Aber das ist nur die Basis. Weiters haben viele Jugendliche oft nicht genug Informationen, viele wissen oft nicht, was Lehrberufe wie Zerspanungstechnik oder Prozesstechnik bedeuten und was sie da genau lernen und arbeiten.

Welche Botschaft hast du für junge Menschen, die eine Lehre in Erwägung ziehen?

Informiert euch gut, welche Lehrberufe es gibt und welche Unternehmen Lehrlinge ausbilden. Die Berufswahl ist eine sehr wichtige Entscheidung in eurem Leben. Recherchiert bei Unternehmen in der Nähe, welche Lehrberufe sie anbieten. Fragt nach, ob ihr „schnuppern“ könnt, um den Beruf und den Betrieb in der Praxis kennenzulernen. Redet mit euren Eltern, Lehrern und Freunden. Und mit Leuten, die den Beruf ausüben, für den ihr euch interessiert. Eine Lehre bietet euch viele Möglichkeiten, eine fundierte fachliche Ausbildung, und sie ist zugleich auch eine „Lebensschule“. Eine gute praktische Ausbildung wie eine Lehre bietet euch auch Sicherheit. Wer mag, kann die Matura neben oder nach der Lehre machen.
Es ist cool, in der Praxis für die Praxis zu lernen und zu arbeiten und das erste eigene Geld zu verdienen: Der Kollektivvertrag für Elektro- und Elektronikindustrie sieht im ersten Lehrjahr bereits ein Lehrlingsgehalt von 1.000 Euro brutto vor. Mit einer Lehre habt ihr außerdem ausgezeichnete Karrierechancen: bei XAL haben wir viele Führungskräfte wie Team-, Abteilungs- und auch BereichsleiterInnen, die ihren Karriereweg mit einer Lehre begonnen haben und zum Teil bereits in jungen Jahren sehr erfolgreich sind.

Meine Botschaft ist: Traut euch was zu und traut euch was. Ganz nach unserem Motto: Den Mutigen gehört die Welt.

Sabrina Ritz