GPH: „Mir fällt ständig etwas Neues ein, selbst im Urlaub am Strand!“

Der Judenburger Dieter Gall leitet eine pharmazeutische Firmengruppe mit Standorten in der Steiermark und Deutschland. Sein Aufstieg vom Apothekersohn zum internationalen Unternehmer und hundertfachen Arbeitgeber beruht u. a. auf der Kunst, äußere Impulse für die eigene Weiterentwicklung zu nützen.
Beteiligung Biomedizin Export Health-Tech
Dieter Gall
Unternehmen: Gall Pharma, GPH Produktion u.a. als Teil der Gall-Firmengruppe
Firmensitz: Grünhüblgasse, 8750 Judenburg
Beschäftigte: 100
Online-Shop: www.gall-shop.com
SFG-Beteiligung: Stille Beteiligung

100 Beschäftigte, 500 Präparate und Mischungen, 5.000 Produkte, 6 Firmen in Österreich und Deutschland, 4.000 Quadratmeter Produktion und demnächst 100.000 abgefüllte Kapseln pro Stunde: Das ist die Gall-Firmengruppe in Zahlen.

Firmenname ohne Firma

Der legendäre Aufstieg begann vor über vier Jahrzehnten mit einer nicht ausgelasteten Tubenfüllmaschine: Dieter Galls Vater hatte diese für seine Apotheke bestellt, aber die Investition rentierte sich vorerst nicht. Deshalb kam der Sohn auf die Idee, damit die – in den 80ern sehr beliebte – Vaseline-Creme für den Großhandel abzufüllen. Das Produkt kam gut an, lediglich die Herkunftsbezeichnung „Stadtapotheke Judenburg“ klänge zu provinziell, so die Rückmeldung der Abnehmer. „Also habe ich spontan den Firmennamen Gall Pharma erfunden“, erzählt der Unternehmer.

Hartnäckig ans Ziel

Mittlerweile war die beantragte Großhandelsberechtigung eingetroffen und Gall sah sich nach neuen Vertriebsmöglichkeiten um. „Illustrierte haben damals schon Nahrungsergänzungsmittel und Stoffwechselpräparate beworben. Diese haben wir dann angeboten.“ So landete das Unternehmen etwa mit Spargelkapseln einen der ersten Verkaufshits. Galls Hartnäckigkeit, auch schwer verfügbare Stoffe aufzutreiben, ließ den Großhandel immer öfter beim Judenburger anklopfen. „Der nächste logische Schritt lautete also, selbst in die Produktion einzusteigen.“ Mitte der 90er folgten Niederlassungen in Deutschland, Mitte der Nullerjahre ein Standortwechsel in der Steiermark. Bis heute setzt das Unternehmen den Löwenanteil in Deutschland um.

„Mein Beruf ist mein Hobby. Ich kenne keine Arbeitszeiten.“
Dieter Gall, Gall Pharma und GPH Produktions GmbH

Die Produktionsstätte in Judenburg wurde in mehreren Etappen um- und ausgebaut, zuletzt 2017 mit Begleitung der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG. Derzeit produziert das Unternehmen auf 4000 m² unter Reinraumbedingungen, stößt aber erneut auf Kapazitätsgrenzen. Deshalb werden nun neue Räumlichkeiten erschlossen und die aktuell hochwertigste Kapselabfüllmaschine im mittleren Leistungsbereich angeschafft. Mit an Bord: die SFG mit dem Finanzierungsprogramm Stille Beteiligung.

„Des brauch ka Mensch?“

Der Markt boomt. „In den 50ern hat man vielleicht noch gesagt, Nahrungsergänzungsmittel braucht kein Mensch. Heute ist das Gegenteil der Fall. Unsere Lebensmittel sind um ein Vielfaches nährstoffärmer geworden, wir haben veränderte Essgewohnheiten und sind Umweltgiften ausgesetzt. Immer mehr Menschen werden immer älter, und gerade in späteren Lebensphasen braucht der Körper Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, um funktionstüchtig und gesund zu bleiben. Diese Fakten sind unumstritten.“

Corona blieb auch diese Branche nachhaltig erschüttert. Schnellten die Verkaufszahlen bei Desinfektionsmittel und Immunpräparaten in die Höhe, so brachen andere Produktsparten völlig ein: „Zink, Vitamin D oder Lebertran haben wir in bis zu sechsfacher Menge verkauft. Bei Bronchial- und Hustentees waren es statt monatlich 3.000 Stück nur 50.“ Die coronainduzierte Lieferproblematik hält an. „Aus vier Wochen Wartezeit sind vier Monaten geworden.“

Leidenschaft statt Arbeitszeit

Doch Herausforderungen ist Dieter Gall nicht nur seit 40 Jahren gewohnt, sie motivieren ihn auch: „Ich kann wirklich sagen, mein Beruf ist mein Hobby. Arbeitszeiten gibt es bei mir nicht. Ich bin mit so einer Leidenschaft dabei, dass mir immer neue Ideen kommen, auch wenn ich im Urlaub am Strand sitze und aufs Meer schaue.“ Diese Lebenshaltung hofft er, an seine Kinder weitergegeben zu haben. Seine hundert Beschäftigten sind übrigens fast alle weiblich. „Ich diskriminiere Männer“, scherzt Gall. „Ernsthaft: Mit Frauen zusammenzuarbeiten empfinde ich als sehr positiv. Besonders wertvoll sind auch unsere pensionierten Mitarbeiterinnen, die sich im Ruhestand in Teilzeit weiter einbringen. Sie tragen mit so viel Freude und Erfahrung zum Unternehmenserfolg bei.“

Stille Beteiligung:

Wir sind Ihre Mannschaft, Sie schießen das Tor.