Frutura: Reiche Ernte – auch für die „nachwachsende“ Generation

Wer regionales Obst und Gemüse schätzt, kennt das Styrian-Food-Hub-Unternehmen Frutura vom täglichen Einkauf. Nachhaltige und ressourcenschonende Herangehensweise wird großgeschrieben. Das Credo: Auch die nächste Generation soll stabile Arbeitsgrundlagen wie gesunden Boden vorfinden.
Landwirtschaft Nahversorgung
Mann auf Kran in Glashaus zwischen Gemüsepflanzen.
Gründung: 2002
Unternehmenssitz: Hartl
Beschäftigte: 900
SFG-Netzwerk: Styrian Food Hub

Als die drei oststeirischen Landwirte Manfred Hohensinner, Franz Städtler und Johann Schwarzenhofer 1999 damit begannen, ihre Trocknungsanlagen für Dörrbirnen zu modernisieren, hatten sie wohl kaum damit gerechnet, dass sie damit den Grundstein für ein großes, erfolgreiches Unternehmen legen werden, bei dem heute 900 Menschen beschäftigt sind und das als Frutura ein Big Player im heimischen Obst- und Gemüsehandel ist. Dem Motto „Wir leben zwar im Heute, aber für das Morgen“ folgend, hatten die Gründerväter des Betriebs das Ziel, das Land mit Obst und Gemüse so zu versorgen, dabei unsere Erde zu achten und Umwelt und Klima so gut als möglich zu schonen.

Kleiner Start, große Entwicklung

Ein kurzer Exkurs in die Historie von Frutura beginnt mit der Gründung der Firma „Dörrobstland Vertriebs- GesmbH“ im eingangs erwähnten Jahr 1999. Drei Jahre später folgt die Gründung der Tochter Frutura Obst & Gemüse Kompetenzzentrum GmbH, der wiederum der Bau eines neuen Betriebsgebäudes in Hartl bei Kaindorf zwei Jahre darauf folgt.

"Wir leben zwar im Heute, aber für das Morgen."
Katrin Hohensinner-Häupl

2006 wurde an selber Stelle die KB-Logistik GmbH errichtet. 2010 wird es erstmals exotisch: In Hartl entsteht eine Bananenreifanlage (denen 2017 Mangos und Avocados folgen werden), ein Jahr später setzt man mit dem „Steiermark Genuss Apfel“ neue Maßstäbe in der Apfelvermarktung. 2014 baut das Unternehmen die ersten eigenen Kräuter an. In dieser Tonart geht es 2016 weiter: Die Thermal-Gemüsewelt entsteht. Nachdem zuerst Bio-Gemüse angebaut wird, sind es später konventionelle Tomaten und Paprika. Vor fünf Jahren war es schließlich so weit; die Thermal-Gemüsewelt war fertig ausgebaut. Damit war der Grundstein dafür gelegt, dass man seit 2020 über eine „Frischedrehscheibe“ für Obst und Gemüse für ganz Österreich verfügt. Denn: auch in Oberösterreich, in Vorchdorf, hat sich 2022 ein Frutura-Standort etabliert. Heute sind es 280.000 Tonnen Obst und Gemüse, die diese beiden Drehscheiben pro Jahr verlassen.

Frau in Schutzkleidung zwischen Gurkenpflanzen

1,3 Millionen Österreicher greifen zu

Beliefert wird neben dem größten Kunden Spar (1600 Filialen) auch eine Vielzahl – auch internationaler – weiterer Kunden. Hinzu kommen jede Menge Partner: Über 1000 Produzenten aus Österreich und 40 anderen Ländern aus aller Welt zählen zu diesen. „Wir versorgen 1,3 Millionen österreichische Haushalte täglich mit Obst und Gemüse“, ergänzt Katrin Hohensinner-Häupl, die zusammen mit Vater Manfred Hohensinner die Geschäftsführung der Frutura bildet. Produkte sind unter anderem Tomaten, Spitzpaprika, Gurken, Radieschen oder Melanzani, die als „Blumauer Gemüse“ in den Supermärkten zu finden sind. Hinzu kommen der Steiermark Genuss Apfel und die Genuss Birne, weiters Marillen, Kirschen, Bananen, Avocados, Mangos sowie Erdäpfel und Zwiebel. Die Kräuter werden eigens in Stainz angebaut. Eine neue Linie ist bereits auf dem Weg: Die ersten Bio-Champignons werden demnächst in Blumau geerntet. Im letzten Wirtschaftsjahr konnte ein Umsatz von 580 Millionen Euro erzielt werden.

Vorreiter in Sachen Geothermie

Großgeschrieben wird bei Frutura das Thema Nachhaltigkeit. Hohensinner-Häupl: „Wir sind langfristig ausgerichtet und wollen auch in der Zukunft erfolgreich produzieren. Damit das möglich ist, muss man stark in Richtung Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung gehen. Dazu gehört in unserem Fall etwa ein gesunder Boden.“ Ziel ist auch, andere für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren: „Wir sind dafür bekannt, wie wir mit unseren Gewächshäusern in Bad Blumau arbeiten. Dort produzieren wir Gemüse mit der Wärme von heißem Thermalwasser, ohne fossile Energieträger. Wir bewässern alle Flächen mit Regenwasser, sammeln das Wasser dafür in riesigen Becken. Dieses Wasser wird wiederaufbereitet: Mittels Geothermie-Bohrung entnehmen wir dem heißen Thermalwasser die Wärme und schicken das ganze Wasser wieder 1:1 in die Erde zurück – es geht keine Ressource verloren.“ Das sei, so Hohensinner, auch ein Alleinstellungsmerkmal am internationalen Markt. Trotzdem war der Betrieb in der Vergangenheit nicht frei von aufkommender Kritik in Bezug auf die Geothermie-Bohrungen. „Wir haben ein sechsjähriges Genehmigungsverfahren durchlaufen und im Endeffekt alle Einsprüche abwenden können. Diese nachhaltige Methode war damals, 2014/2015, einfach ihrer Zeit voraus. Heute machen es auch andere, die Wien Energie etwa.“

Neueste Innovation: Papierfolie

Ebenso in Sachen Verpackung ist man sich der umweltschonenden bewusst, wie Hohensinner-Häupl erklärt: „Wir haben – wo möglich – die Verpackungen auf Papier umgestellt und verwenden Plastik nur mehr dort, wo es für den Schutz der Produkte notwendig ist. Neu entwickelt haben wir auch eine neue Papierfolie, die leichter ist.“ Pro Jahr verbraucht man 42.000 Kilogramm weniger Kunststoff und Etiketten dank der nachhaltigen Verpackungsmethode. Strom produziert man über das Jahr gesehen zu 50 Prozent über Photovoltaik. Der Strom, den man bezieht, ist zertifizierter Öko-Strom. „Wir schauen also auch im Energiebereich wie man Ressourcen einsparen kann. Oder besser: wir wollen nicht mehr verbrauen als notwendig ist, damit auch die nächsten Generationen noch auf etwas aufbauen können.“ In erster Linie sieht man sich markttechnisch am nationalen Sektor, die meisten Produkte werden also in Österreich vertrieben. „In der Branche sind wir aber auch international sehr bekannt“, so Hohensinner-Häupl. Mit der SFG gab es über all die Jahre immer wieder regen und konstruktiven Austausch. So ist die SFG etwa Partner im Frutura-Projekt „BioBienenApfel“ welches sich dem Schutz der Bienen widmet. Auch als Teil des Styrian Food Hub tritt das Unternehmen in Erscheinung. „Hier ist der Austausch mit anderen Unternehmen immer sehr spannend. Es sind ja ganz unterschiedliche Betriebe und Startups dabei. Hier können wir als Großunternehmen Input einbringen, aber auch von anderen lernen.“

Styrian Food Hub

Gemeinsames Säen, Wachsen und Expandieren vervielfacht die Ernte.